Geschichte der Kirchgemeinde Weisslingen

Zeichnung von Armin Bollmann

S Chileli staht uf em Bergli, mit em Friedhof näbedzue.
wo me still die müede Wandrer betted zu der letschte Rue.
Eusers Chirchli gfallt mer ebig, isch es au nu alt und chli,
s lueget früntli uf mis Wislig, uf mis Heimatdörfli mi.

Und im Türmli sind vier Glöggli, und die gänd gar helli Tön,
niene dunkt mi s Glüt so heim’lig, niene dunkt mi s Glüt so schön.
Töned d Glogge, mues i lose, dänke allimal derbi:
Bhüet o Gott mis liebi Wislig, s liebi Heimatdörfli mi.
Aus dem „Wisliger Lied“ von Hch. Peter anfangs des 20. Jahrhunderts.

Erste Spuren
Wann in Weisslingen erstmals eine Kirche stand, wird man wohl nie mit Sicherheit sagen können. Einerseits sind von den ersten kirchenähnlichen Gebäuden keine Spuren mehr vorhanden, andererseits fehlen Dokumente über das kirchlich-religiöse Leben im 8.-12. Jahrhundert. Man nimmt aber an, dass in Weisslingen schon sehr früh eine Stätte christlicher Gottesverehrung entstanden ist. Diese muss man sich recht einfach vorstellen: In einem aus Stein oder Lehm gebauten turmähnlichen Gebäude stand der Altar, daran angebaut war eine hölzerne Halle, in der sich die Gemeinde versammelte. Am Ende des 12. und zu Beginn des 13. Jahrhunderts findet eine solche Stätte erstmals Erwähnung in Urkunden.

Kirchenbau
Zwischen 1500 und 1510 erlebte die Kirche eine Totaler neuerung oder einen Neubau. Dass beim Bau nicht gespart wurde, bezeugen sehr schön behauenes Steinmaterial und eine Mauerdicke von bis zu 1.50 m.

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts liess man einen neuen Altar erbauen. Aus dieser Zeit stammt auch die gotische Holzdecke, die von Meister Peter Kälin aus Ulm, der in Zug wohnte, geschaffen wurde. Sie gilt als selten schönes Denkmal mittelalterlicher Handwerkskunst.

Reformation
Ab dem Jahre 1519 vollzog sich im Kanton Zürich und in weiten Gebieten der Schweiz eine grundlegende Neuerung, und zwar nicht nur im religiösen Bereich: Die Reformation. Im Juni 1524 vermochten sich auch auf dem Land die reformatorisch Gesinnten durchzusetzen, denn aus der Kirche wurden auf Geheiss des Rates von Zürich die Bildertafeln weggeschafft, "und zwar ohne Unfug und mit Schonung derselben und derer, die sie bezahlt". Das Innere des Gotteshauses wurde kahl, vorhandene Fresken wurden übertüncht, die Messe ebenso abgeschafft wie Prozessionen, Kreuze und Bild häuslein entlang den Wegen, Wallfahrten, Kirchenmusik und Gesang. Das Hauptgewicht des Gottesdienstes wurde auf die Predigt gelegt, und zwar nicht mehr nur am Sonntag, sondern auch am Dienstag und Samstag.

Am Kirchengebäude erfolgte nach der Reformation für längere Zeit keine grundlegende Änderung. Schlichte Bibelsprüche standen an den Wänden und der Chor hatte eine Bestuhlung erhalten. Die ehemalige Sakristei wurde zum"Beihüsli". In ihm versorgte der Totengräber seine Geräte, und daneben diente es auch als Lagerkammer für Pulver und Blei für die „wehrfähige Mannschaft“.

Schon vor 1650 führte Weisslingen den Kirchengesang wieder ein. Ein Vorsänger trat jeweils vor den Taufstein und intonierte mit kräftiger Stimme die Lieder.

Anlässlich einer umfassenden Renovation der Kirche 1687 schuf Tischmacher Ulrich Temperli die Kanzel und damit ein Kunstwerk von seltener Schönheit und Zierlichkeit.

Renovationen
Anfangs März 1840 wurden die alten Glocken nach Zürich in die Giesserei gebracht. Unter grossen finanziellen Opfern wurde ein neues, vierstimmiges Geläut angeschafft. Vor allem die Theiliger zeigten sich sehr spendabel, knüpften aber ihre Gabe an die Bedingung, dass gleichzeitig endlich eine Uhrtafel an der Südseite des Turmes anzubringen sei. Das neue Geläut tat seinen Dienst bis in die 60er-Jahre des 20. Jahrhunderts und ist im eingangs zitierten „Wisliger-Lied“ erwähnt.

Eine sehr umfassende Renovation wurde im Jahre 1882 durchgeführt. Das Kirchenschiff wurde gegen Westen verlängert, und der Aufgang zur Empore wurde ins Innere der Kirche verlegt. Dadurch fiel der unschöne, schopfartige Anbau der Westseite weg. Eine einheitliche Bestuhlung und neue, zum Teil farbige Fenster sowie ein neuer Taufstein schmückten nun die Kirche. Um ein Haar wäre die Holzdecke, beseitigt und durch eine Gipsdecke ersetzt worden. Die Antiquarische Gesellschaft in Zürich konnte die Gemeindebürger überzeugen, dieses Schmuckstück der Kirche zu erhalten und beteiligte sich an den Renovationskosten.

So wurde die Decke nicht demontiert, sondern renoviert und ergänzt. Die Kirchenbesucher litten im Winter unter der Kälte, da die Kirche nicht beheizt werden konnte. Mehrmals wurde eine Beheizung aus Spargründen abgelehnt, und erst 1901 wurde ein Doppelkammerofen angeschafft, der die Kirchenbesucher vor dem Frieren und dem "sehnsüchtigen Warten auf das Amen des Pfarrers" bewahrte.

1911 wurde vorne im Kirchenschiff eine Orgel eingebaut. Damit hatte der Vorsänger seinen Dienst getan. Im Jahre 1913 bekam die Kirche eine elektrische Beleuchtung (bis zu diesem Zeitpunkt behalf man sich bei nächtlichen Veranstaltungen mit einigen Petrollampen) und 1924 wurde eine elektrische Beheizung eingerichtet.

1950/51 wurde anlässlich der letzen grossen Innenrenovation die Orgel auf die Empore versetzt, die Kanzel renoviert und deren Zugang umgebaut sowie eine neue Turmuhr eingebaut.

Im Jahre 1964 wurde das heutige Geläut in einer grossen Feier aufgezogen.
Es besteht aus 6 Glocken mit einem Gesamtgewicht von 6471 Kilogramm.

1. Glocke: Inschrift Epheserbrief 2, 14: „Christus ist unser Friede“
2. Glocke: Inschrift Matthäus 6, 11: „Gib uns heute unser tägliches Brot“
3. Glocke: Inschrift Matthäus 6, 12: „Vergib uns unsere Schulden“
4. Glocke: Inschrift Matthäus 6, 10: „Dein Reich komme“
5. Glocke: Inschrift Markus 14, 38: „Wachet und betet!“
6. Glocke: Inschrift Johannes 10, 11: „Ich bin der gute Hirte“

Kirchgemeindehaus
1974 bewilligte die Kirchgemeindeversammlung den Bau des Kirchgemeindehauses, um den vielfältigen neuen Aktivitäten wie Altersnachmittage, Vorträge, Unterricht, Kurse etc. Raum zu geben. Das Kirchgemeindehaus wurde 1977 feierlich seiner Bestimmung übergeben. Im Jahre 2007 wurde es renoviert. Dabei wurden der Eingangsbereich, die Küche und die sanitären Anlagen den neuen Bedürfnissen angepasst.

Kirchenrenovationen seit 1988
Die vorläufig letzten grossen Veränderungen erlebten die Kirche und der Kirchhof im Jahre 1988. Durch die Aufhebung des ehemaligen Friedhofes vor der Kirche, drängte sich eine Neugestaltung des Kirchhofes auf. Der Vorplatz der Kirche wurde vergrössert, das ganze Gelände offener gestaltet und damit der Blick auf unsere Kirche besser und schöner. 1993 wurde die Kanzel renoviert und ergänzt, 1999 wurde der Chor mit einer flexiblen Bestuhlung an Stelle der fest installierten Kirchenbänke versehen. Der Boden des Chors wurde dabei mit Sandsteinplatten ausgekleidet.

Die Kirche von Weisslingen hat vieles erlebt, manchen Sturm und viele sonnige Tage, sie hat die Bewohner unserer Gemeinde durch Freud und Leid begleitet. Seit vielen hundert Jahren steht sie da, auf festem Grund, wie es im Innern zu lesen ist:

Kontakt

Reformierte Kirchgemeinde Weisslingen
Dettenriederstr. 27
8484 Weisslingen
Tel052 384 00 10
E-Mailsekretariat@kircheweisslingen.ch

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